Die 3. Herren des OTHC „Ein Schmelztiegel der Hockeykunst“
Meinen Weg in den Hockeysport habe ich über meine Kinder gefunden. Als Zaungast durfte ich die ersten Versuche meines Sohnes in dieser Sportart beobachten und wie es so oft geht in diesem Sport, habe ich natürlich an etlichen Stellen den Eindruck gehabt, dass das doch nicht so schwer sein kann. Dabei durfte ich schnell lernen, dass das bei Trainern besonders gut ankommt, wenn sich Eltern mit schlauen Ratschlägen von der Seite in den Vordergrund spielen. Ich stand immer wieder neben Wolfram Schröder, einem wichtigen Mitglied der ehemaligen 1. Mannschaft des OTHC, weil sein Sohn mit meinem zusammen spielte. Ich weiß nicht, ob es Wolle irgendwann fürchterlich auf die Nerven gegangen ist, oder ob er es gerne gesehen hätte, dass ich mein Glück am Schläger selbst versuche. Ich hoffe natürlich, dass letzteres den Ausschlag dazu gab, dass er mich fragte, ob ich nicht freitags mal mein Glück beim Elternhockey versuchen wolle.
Was soll ich sagen, in kürzester Zeit habe ich meine kritischen Äußerungen am Rand unterdrückt, war doch meine Interpretation des Sports eher ein Joggen mit Stock, als dass man es Hockey hätte nennen können. Hartnäckig bin ich dabei geblieben auch bei maximal 2 Ballkontakten pro Wochenende.
In kürzester Zeit habe ich aber eine Gemeinschaft kennengelernt, von der ich noch heute sagen kann, dass sie mir sehr wertvoll ist.
Große Karrieresprünge blieben in den ersten Jahren auch aus, haben mir aber den Spaß am Sport nicht genommen. Ich weiß nicht mehr wann, aber nach einigen Jahren Versuchens am Stock hat sich unsere zusammengewürfelte Truppe aus echten Hockeygöttern und motivierten Elternspielern zu einer 3.Mannschaft geformt, die sich anschickte, in Ligaspielen Gelerntes direkt aufs Tablett zu bringen.
Meine beherzten Versuche als Mitvierziger ohne Technik, meine Gegenspieler mit beeindruckenden Aktionen schwindelig zu spielen, fanden oft jäh ein Ende, waren meine Gegenspieler doch im Schnitt so um die 20 Jahre alt. Ich kann mich daran erinnern, einen Gegenspieler einmal gefragt zu haben, ob er sich nicht vorstellen könne, etwas langsamer zu laufen. Ein anderes Mal habe ich einen Spieler mit Hilfe meines Schlägeres zu Boden gebracht und mich ob meiner fundierten medizinischen Ausbildung schleunigst um sein Wohlbefinden erkundigt. Da der Schiedsrichter diese Aktion nicht geahndet hatte, wurde ich barsch von meinen sonst so nachgiebigen Mannschaftskameraden zum Weiterspielen aufgefordert. Auf dem Platz ist keine Zeit für therapeutische Interventionen und schon gar nicht für den Gegner.
Bis heute sind Einsätze meiner Person auf dem Platz häufig von gegnerischen Trainern zunächst mit den Worten „Passt auf die 67 auf, die müsst ihr decken“ begleitet. Doch keine fünf Minuten nachdem ich den Platz betrete, habe ich selten noch engen Gegnerkontakt, wenn wir im Angriff sind und die Warnungen vom Seitenrand bleiben auch aus. Erklären kann ich mir das bis heute nicht.
In manchen Spielen hatte ich tatsächlich den Eindruck mich hockeytechnisch weiterentwickelt zu haben, bis mich einer meiner Mitspieler ermahnte, doch endlich mit dem Hockeyspielen zu beginnen. Es gibt offensichtlich immer mehrere Sichtweisen.
Seit etlichen Jahren fühle ich mich nun als Teil dieser Mannschaft und möchte gerne nochmal deutlich darauf hinweisen, dass es dieser Truppe eben nicht hauptsächlich um die 3. Halbzeit geht, damit das mal ganz deutlich gesagt wird.
Das gilt insbesondere natürlich nicht für unsere legendären Weihnachtsfeiern. Schöner kann man sich weihnachtliche Stimmung sicher nicht ausmalen.
Im Jahr 2018 lief die Mannschaft Gefahr auseinanderzubrechen und wurde zum richtigen Zeitpunkt um etliche Spieler erweitert. Aktuell ist unsere Truppe eine schlagkräftige Gemeinschaft in der 2. Verbandsliga. Die neu dazugekommenen Spieler sind für mich echte Inspiration, spiele ich doch seitdem nicht mehr nur im Mittelfeld, wo ich offensichtlich nicht so viel anrichten kann, nein jetzt hatte ich auch ein Spiel, in dem ich beim Stande von 12:0 für uns in den Sturm beordert wurde. Mit gefühlt 20 Pässen vor das gegnerische Tor haben meine Mannschaftskameraden mit Leibeskräften an meiner Torquote gearbeitet. Ich befürchte, es hätten 20 weitere Pässe sein können. Dafür danke ich meiner Mannschaft auf diesem Wege, sollte es einer lesen.
Daniel Schulz