Ein Hoch auf das Ehrenamt

Club

Tanja Steidl, Sportwart und Jugendwart

Was machst du im Verein?

Offiziell ist meine Funktion die des Sportwartes und des Jugendwartes, aber wie die 2. Frage schon vorweg nimmt, bin ich eigentlich „Mädchen (mit 52 eher altes Mädchen) für Alles.“
Ich kümmere mich um den Kontakt zum WHV, mache Hallen- und Feldpläne, bin mit allen Trainern und Betreuern in Kontakt, unterstütze Mini Trost bei der Spielplanung, bin Betreuer der Knaben A Spielgemeinschaft, arbeite mit Marisa Muthmann an der Mitgliederverwaltung. Ich stehe gerne in der 2. Reihe, mache die Regie und Kleinarbeit und kann mich sehr schlecht von Aufgaben trennen.

Wie hast du deine Berufung dazu entdeckt, das Mädchen für alles zu mimen?

Es fing langsam an. 2009 wurde ich zunächst durch Jo Meister zum Mini-Co-Betreuer „ernannt“. 4 Wochen später bekam ich eine Mail meiner Kollegin mit den Worten: „Es tut mir wirklich sehr leid, ich bin jetzt erstmal raus als Elternbetreuerin, ich bin die nächsten drei Monate in Kolumbien. Du schaffst das schon, ich traue es Dir voll zu. Hier ist die Adressenliste.“

– So war ich drin. Und da ich leider nicht gelernt habe, mal NEIN zu sagen, kam ich auch nicht mehr raus. Damals waren es die Minis, der JG 2003/2004 Mädels und Jungs. Schnell stellte ich fest, dass eine Adressliste alleine nicht reicht, man musste kommunizieren, organisieren und alle immer mitreißen oder mitnehmen. Man musste immer ein Ohr für Eltern, Kinder und Trainer haben. Man musste Kuchen backen, Fahrgemeinschaften zusammenstellen und SPIELBERICHTSBÖGEN ausfüllen. Ich hatte das Glück, dass ich eine super Elterntruppe hatte, die immer gerne geholfen hat und auch immer entspannt auf meine nächtlichen Emails reagiert hat. Wenn ich damals schon alles alleine gemacht hätte, wäre keine Zeit gewesen mir noch den Sportwart aufzuladen. Und den WHV-Staffelleiter der D-Knaben, das wurde ich 2012 nämlich als nächstes.

Als Mini Trost dann 2013 sein Amt als Sportwart zur Verfügung stellte, übernahm ich seinen Posten unter der Bedingung, dass er doch bitte die Spielplanung weitermachen solle und das macht er Gott sei Dank bis heute. Und bis jetzt bin ich den Job auch nicht mehr los geworden.

Wieso machst du das, hast du sonst nichts zu tun? Seit wann plagt dich die Langeweile, die dich in diese Arbeit treibt?

Doch! Ich habe 2 Kinder, die beide beim OTHC spielen, und ich habe auch einen Mann. Lili (17) spielt jetzt bei unseren Damen, sie ist erst als C-MD zum Hockey gekommen und musste mal eine Saison auswärts spielen, ist jetzt allerdings zurück. Matz (bald 14) spielt KN A in der Spielgemeinschaft
mit Hiesfeld, die nun ab der Altersklasse  KN A seit ein paar Jahren sehr gut funktioniert. Beide spielen aktuell an 2 verschiedenen Spieltagen, dadurch ist das Hockey WE verplant und unser Leben ist schon sehr auf Hockey ausgerichtet. Ich habe 2 Jobs, einmal als Personaldisponent bei der Hoffmann Personaldienstleistungsgruppe und bin außerdem noch im Vertrieb der Berufs- und Arbeitsschutz Rhein Ruhr GmbH beschäftigt. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge und meistens ist es ein Spagat, Familie, Job und Hockey unter einen Hut zu bekommen. Allerdings habe ich mit Andreas einen Mann an meiner Seite, der genau wie ich der Meinung ist, dass wir unseren Kindern nur vorleben können, dass man sich nicht nur engagiert, wenn es gerade passt.

Wir kommen gerade von einer Mannschaftsfahrt nach Ludwigshafen mit den KN A zurück, es war anstrengend, aber es war einfach toll wieder einmal zu erleben, wie sich die Jungs entwickeln und neben dem Sport eben genug Zeit für Blödsinn haben. Und wenn ich sie auch oft ermahne, so stehe ich extrem aufgeregt, von Trainern mit Platzverweisen versehen für unqualifizierte Bemerkungen meinerseits, mit meiner Eisbox und der „Notfalltasche“ an der Mannschaftsbank und höre auf jedes Wehwehchen, kühle, verteile Salben und Massagen und schreie schon mal andere Eltern an, wenn sie „meine“ Jungs anblaffen. Das schlimmste für mich sind 7-Meter- im letzten Jahr konnte ich mir nicht einen ansehen.

Hast du selbst schon mal den Krummstab geschwungen? Würdest du, wenn du nochmal im Kindesalter wärst, selbst mit dem Hockeyspielen anfangen?

Zwei sehr schöne Fragen. Ich durfte 2013 beim „ältere-Damen-Turnier“ am Kahlenberg mit der Hannatilda-Damenabteilung (Elternhockey) mitspielen und war mit Sicherheit kein vom Himmel gefallenes Talent.
Leider war meine „Karriere“ dann 2014 nach einem doofen Beinbruch vorbei und ich war sehr traurig, dass ich diesen tollen Sport nicht mehr ausüben konnte.
Zum Hockey kam ich als Zuschauer, Ende der 80er durch Martin Sprünken und Jörn Backhaus. Die legendären Spiele der damaligen 1. Herren waren immer ein Highlight, das Après-Hockey danach – immer krachend.
In früher Jugend habe ich viel Fußball auf einem Bolzplatz gespielt und 2 Jahre Leichtathletik im Verein betrieben. Dann aber habe ich jahrelang Ballett und Modern Dance getanzt, das war meine Passion. Nie hätte ich gedacht, dass es eine ähnliche Sportart geben würde, bei der ich soviel Spaß haben würde. Beim Hockey war mein Kopf nach dem „Training“ genauso frei wie nach dem Tanzen. Nicht die Anstrengung alleine, sondern man muss mitdenken, man muss Hände und Füße miteinander koordinieren, man muss mit anderen Spielern kommunizieren, man ist nie alleine, man hat ja eine Mannschaft und das alles macht einfach enormen Spaß.
Ich würde definitiv sehr gerne Hockey spielen, wenn ich nochmal klein wäre.

Was macht den OTHC aus?

Wir sind ein gewachsener Traditionsverein. Hier spielen Kinder Tennis und Hockey in der 4. Generation. 4.? Na ja, in den letzten Jahren werden wir ja erst im späteren Alter Eltern, aber es gibt eben eine Zwischengeneration, die der jetzt 17-30 jährigen, die sich in den letzten beiden Jahren immer mehr im OTHC engagiert haben. Sie sind als Kinder von  „Eltern-Trainern“ trainiert worden, haben legendäre Mannschaftsfahrten erlebt und haben als Spitzen-Talente mal in großen Vereinen gespielt. Aber sie kamen wieder oder blieben und jetzt arbeiten sie mit viel Herzblut z. B. als Trainer der Kinder- und Erwachsenenmannschaften, als Elternbetreuer, als Abteilungsleiter, als Eventplaner, als Facebook- und Webseitenredakteure etc. Die ältere Generation hat ihren Kindern vorgelebt, wie Verein geht und das setzen diese Kinder jetzt um. Als Grundsteinleger muss man neben Jörg Backhaus, Jo Meister und Mini Trost für die Hockeyabteilung natürlich auch Hermann Thielen und Stephan Rhode für die Tennisabteilung nennen. Menschen mit Herzblut und Engagement für die Sache. Und wie wichtig das Herzblut ist, bekomme ich auch von anderen Vereinen immer wieder gesagt. Man wundert sich, aus welchem Hut wir immer wieder Trainer hervorzaubern, die sich durch ihre hohe Sozialkompetenz von ihren meist viel besser entlohnten Kollegen unterscheiden. Diese jungen Trainer und auch die Trainer der vergangenen Jahre haben immer wieder kleine Rohdiamanten zu Top-Spielern entwickelt, die dann zur Weiterentwicklung schweren Herzens zu anderen Vereinen gingen und dort z.B. Deutscher Meister wurden.

Was wolltest du schon immer einmal loswerden? Was möchtest du am Club unbedingt verändern?

Schwierige Fragen! Wir brauchen definitiv zeitnah einen neuen Platz!!! Wir brauchen 2 weitere Flutlichter!! Dies ist ein Aufruf an alle, die Menschen in Schlüsselpositionen kennen, diesen von unserer Platzproblematik zu berichten.
Wir brauchen Schiedsrichter! Vor allem im Erwachsenenbereich! Wir brauchen helfende Hände, kluge Köpfe und Teamplayer in vielen Bereichen. Es gibt zwar diese o.g. engagierten jungen Menschen, doch das sind zu wenige, um die vielen Aufgaben auf ein erträgliche Zeitmaß zu bringen. Auch in einem kleinen Verein gibt es u.a. viel bürokratischen Kram, der erledigt werden muss. Wir brauchen die Mitarbeit aller Eltern, um immer wieder für Nachwuchs zu sorgen. Wir brauchen Elternbetreuer, die ELTERN betreuen und den Kindern neben den Trainern als Ansprechpartner und Vertraute dienen. Das ist nicht zu unterschätzen, Trainer können manchmal wechseln, Eltern bleiben aber immer bei ihren Kindern. Wir sind ein Breitensportverein mit der Möglichkeit der individuellen Förderung, wir brauchen aber Spieler um dieses Konzept aufgehen zulassen. Wir machen keine Betreuung zum Spaß, wir sehen Sport als Bildung. Ich möchte, dass unser Verein weiterhin dabei hilft, gerade in einer Zeit der Reizüberflutung durch soziale Medien und deren Unpersönlichkeiten, durch extremen Schuldruck, durch die Abnahme an Verlässlichkeit in allen Lebensumständen, dass sich aus kleinen Kindern und pubertätsgeschwächten Jugendlichen, sozialkompetente, selbstorganisierte, mannschafts- und vereins- und werteorientierte, sich selbst-reflektierende, vielfältige Persönlichkeiten entwickeln können.
… und ich glaube, genau das geht am OTHC.

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